Es geht weiter durch Schwedens Wälder und über Seen. Wieder eine komplett andere Landschaft, wir sehen wieder etwas Zivilisation.
Der Tag
Zuerst machen wir wieder unsere Morgen Routine: Frühstück, mal wieder Porridge, Tee zubereiten für den Tag, zusammenpacken, Zelt abbauen, Hunde anschirren, Stake-Outs abbauen. Es geht immer schneller, ist jemand vor den anderen fertig helfen wir uns gegenseitig aus.
Morgendliche Stimmung und Wind beim Abbau
Dann geht es in den Weiten von Schweden weiter: die Landschaft ändert sich wie bisher von jedem Tag zum andern. Jetzt hat es in Schweden Bäume, dann kleine Wälder mit Up- und Down-Hills. Beim Schlittenfahren müssen wir besser aufpassen, mitarbeiten, viel bremsen. Dafür traue ich mich weniger während der Fahrt Bilder zu machen, um das SmartPhone nicht zu verlieren (das ist mir ein paar mal fast passiert, ich weiss nicht ob ich das wieder gefunden hätte).
Man sieht die ersten Bäume
Tolle Stimmung
Rundumblick auf dem Schlitten
Wir kreuzen nach einem kleinen Anstieg eine Hütte. Hier gibt es kurzzeitig mal Chaos mit den ganzen Schlitten und Hunden, alle stehen kreuz und quer.
Kurzer Halt an einer Hütte
Die Mittagspause haben wir auf dem Trail verbracht, rechts davon "geparkt", um niemanden zu blockieren. Das war aber kein Problem, wir haben auf der gesamten Tour keine anderen Hundeschlitten-Gruppen getroffen ! Ich habe meinen mitgebrachten Südtiroler Speck angeschnitten, mein Power-Snack für Mittags. Von Kamilla habe ich einen selber gemachten Energieriegel bekommen, der sehr lecker war (sie sagte er besteht fast nur aus Zucker).
Kamilla und Trond Åge
Tore und Maja
Richard
Einer von Richards Hunden riecht den Speck in meinem Schlitten
Übrigens: unser ganzes Team redet immer Englisch miteinander. Wir sind alle froh dass kein Native English Speaker dabei ist, so kann sich keiner mit seinem Englisch blamieren. Wobei ich zugeben muss, dass alle anderen besser als ich Englisch sprechen. Die Sprachen Norwegisch, Englisch, Holländisch und Deutsch haben gewisse Ähnlichkeiten miteinander, zumindest wenn man sie geschrieben sieht. Verstehen kann ich maximal den Kontext einer norwegischen Unterhaltung.
Unten ein Video wie Tore mit seinem Schlitten den Weg durch den Tiefschnee pflügt: ich war jedesmal von den Hunden beeindruckt. Selbst meiner im dritten Schlitten müssen sich noch durch den Tiefschnee kämpfen.
Huskies durch den Tiefschnee
Es kommen auch plötzlich Wegweiser, einer zeigt sogar Richtung Kiruna (unser Ziel der Tour).
Abends wieder Routine: Wir haben die Zelte der Reihe nach aufgebaut, eine Wasserstelle ist vorhanden, wieder Tiefschnee, alles sehr anstrengend. Mir persönlich tun langsam die Beine weh, beim An- und Ausziehen im Zelt bekomme ich schon mal einen Krampf im Bein.
Das Lager ist wieder ein echter Traum von Landschaft, Tore und Maja essen in der Sonne.
Richard versinkt im Schnee auf dem Weg zum Wasser
Sanne und Erik tragen vorsichtig das Wasser zurück
Kamilla und Trond Åge geniessen die Sonne
Tore und Maja essen im Freien im Sonnenschein
Die Hunde
Sandra und Tore habe die Teams zusammengestellt: welche Hunde zu welchem Musher. Jeder von uns bekommt dabei 6 Hunde in folgenden Positionen:
- 2 Lead Dogs vorne
- 2 Team Dogs in der Mitte
- 2 Wheel Dogs vor dem Schlitten
Die Lead-Dogs sind meistens Hündinnen, während die anderen eher Rüden sind. Die Wheel Dogs sind dabei die kräftigsten, da diese den Schlitten in der Spur halten. Sandra sagte: "Vorne das Brain, hinten die Muskeln". Keine Ahnung ob das so stimmt...
"Lauf Studie" meiner Hunde
Meine Wheel Dogs vorne
Sie haben im Kennel von 3 Würfen des letzten Jahres 18 Welpen (Puppies). Die wurden alle im Juni 2017 geboren. Die Puppies wurden im Herbst trainiert, und sind diesen Winter die ganzen Tagestouren gelaufen (2x pro Tag 3-4 Stunden). Sie haben damit schon viele Kilometer hinter sich, aber immer auf den gleiche Wegen. 10 von den Puppies dürfen auf die grosse Tour mit, um unbekannte Strecken und Landschaften, Schlafen im Freien, ungewohnte Hindernisse (Brücken, Tunnels) zu lernen. Zudem sind sie lange Ganz-Tagestouren nicht gewohnt und müssen noch lernen, die Kräfte einzuteilen. Ich habe das in der Tat gemerkt: vormittags waren sie hochmotiviert und schnell, am Nachmittag waren sie schneller müde, da haben die erfahrenen Hunde wieder aufgeholt.
2 der Puppies
Meine Hunde sind:
- Whitney, Britney als Lead Dogs. Die laufen super, Britney exakt auf der Spur des Schlitten vor ihr. Sie läuft besser rechts, da sie vorzugsweise immer die rechte Spur nimmt, auch wenn sie mal links läuft (ich habe sie immer rechts eingespannt, aber manchmal wechseln sie unterwegs die Position, Ich weiss nicht ob absichtlich oder versehentlich). Whitney läuft auf der linken Spur, büchst aber auch mal aus. Britney hat immer den Kopf zu mir umgedreht, wenn sie nicht zufrieden war: zu viel Bremsen, oder zu wenig Hilfe.
- Solo, Pluto als Team Dogs: Solo ist ein ganz ruhiger, während Pluto eher wild und kräftig ist, und immer spielen will. Beide laufen aber sehr schön und gleichmässig
- Prins und Forst als Wheel Dogs: Forst ist ein "Bär von einem Hund", extrem gross und kräftig. Er hat sein Winterfell noch nicht verloren und verliert dauern Haare. Frost ist sehr dominant, muss deswegen immer separat schlafen (Extra-Abstand damit er Prins in Ruhe lässt). Er hat zwei mal Prins aber so richtig unterworfen: der hat sich nicht mehr gerührt, und lag mit eingezogenem Schwanz nur noch unter Frost. Für Frost muss man richtig Kraft aufbringen um den zu halten. Prins ist ganz zurückhaltend, aber heult gleich wenn es ihm nicht schnell genug weiter geht.
Was ich damit sagen will: Alle Hunde, das gilt auch für alle anderen Teams, sind ihre eigenen Persönlichkeiten. Und es macht Spass sich mit ihnen zu beschäftigen und sie durch Kuscheln/Spielen zu belohnen.
Die Geschirre lassen sich alle super gut anziehen. Manche strecken schon freiwillig den Fuß hin um den durchfädeln zu können.
Insgesamt waren alle Hunde super folgsam, ein Kommando von Tore und sie haben gefolgt. Nur in den letzten 5-10 min bevor es losgeht sind sie nicht mehr zu halten.
Tore hat auch Signalwirkung: wir können beliebig auf und ab gehen. Sobald aber Tore nach vorne geht, ist es DAS Zeichen dass es gleich losgeht. Dann beginnt sich die Stimmung mit Bellen und Heulen hochzuschaukeln, Ich finde das jedesmal beeindruckend.
Abends spannen wir die Hunde aus und machen sie an den Stake-Outs fest: das ist Arbeit. Hat es Bäume versuchen wir die ca. 8-10 m langen Leinen an den Bäumen zu befestigen. Hat es auf freiem Feld nichts, verbinden wir die Leinen von zwei Schlitten und vergraben am Anfang und Ende ein 50 cm langes Brett im Schnee so tief (mind. 50 cm), dass die Hunde das nicht rausziehen können. Schnee drauf, den fest trampeln. Einmal haben sie uns das Brett nach 30 min wirklich rausgezogen, wir haben sie dann doch noch am Baum festgemacht. Und das alles meistens im Tiefschnee, da kommt man echt ins Schwitzen.
Am nächsten Morgen die umgekehrte Prozedur: Hunde wieder Geschirr anlegen, und in den Schlitten spannen. Danach Stake-Outs abbauen und in den Schlitten.
Futter gab es sobald die Hunde an den Stake-Outs waren:
- Trockenfutter
- 30 min später dann gefrorenes Fleisch
Im Schnitt haben die 50 Hunde 15-20 kg Trockenfutter und 20-30 kg Fleisch bekommen. Fütterung haben wir gemeinsam gemacht, während oder nach dem Zeltaufbau. Auf jeden Fall bevor wir uns etwas zu Essen gekocht haben. Die Hunde haben den ganzen Tag mehr als wir gearbeitet.
Tore hat 8 Hunde vor seinem Schlitten: er hat mehr Gepäck und musste auch oft die Spur durch den Tiefschnee machen: Knochenarbeit für die Hunde.
Die Hunde schlafen komplett im Freien, die meisten bauen sich eine Höhle wo sie sich kreisrund zusammen kuscheln. Morgens haben wir schon mal die Hunde gesucht weil die komplett mit Schnee bedeckt waren, oder so ruhig waren, dass man sich fragt ob sie noch leben.
Am nächsten Morgen geht es wieder um 07:00 los.