Jochen On Tour Blog

Anden Kreuz und Quer - Teil 1: Chile

March 21, 2023
17 min read

San Antonio, Chile: Ich sitze in der Sonne und harre der Dinge, die kommen werden. Wir, eine Gruppe von Motorradfahrern, müssen warten, bis unsere Motorräder vom Zoll freigegeben werden und wir alle notwendigen Papiere bekommen. In der Zwischenzeit vertreiben wir uns die Zeit mit Lesen, Quatschen und Fragen an den Zollagenten, woran es im Moment wieder liegt, dass nichts vorwärts geht.

Aber der Reihe nach.

Wie schon im Blogbeitrag beschrieben, habe ich zusammen mit meinem Freund Robert eine organisierte Motorradreise nach Südamerika gebucht. Die Motorräder und das Gepäck wurden bereits Anfang Februar in einen Container verladen, der vor ein paar Tagen im Containerhafen von San Antonio, ca. 100 km südlich von Valparaiso, angekommen ist. Die Tour heißt "Anden Kreuz und Quer", wir werden die Anden von Chile nach Argentinien überqueren und dann entlang der Anden nach Bolivien fahren. Von dort geht es einmal quer durchs Land und wieder zurück nach Chile mit dem Ziel Iquique, dem Containerhafen für den Rücktransport der Motorräder.

Fotos: Jochen Hiller, Hans, Manfred, Jürgen, Raimund

Tag 01: Anreise nach Valparaiso, Chile

Wir, Robert und ich, fliegen mit kleinem Gepäck von Frankfurt über São Paulo in Brasilien nach Santiago de Chile. Von dort geht es mit dem Bus nach Valparaiso, der Kulturhauptstadt Chiles.

Glücklicherweise haben wir genügend Zeit für die Zugfahrt zum Flughafen eingeplant: Wegen eines Personenschadens steht der Zug kurz vor Stuttgart auf unbestimmte Zeit still. Nach kurzem Warten organisierten wir uns mühsam ein Taxi zum Stuttgarter Bahnhof, in der Hoffnung, dort einen alternativen Zug zum Flughafen zu bekommen. Stuttgart 21 ist eine riesige Baustelle, wir irrten gefühlte 30 Minuten durch die Hallen. Wir haben dann einen Zug nach Frankfurt bekommen, mit der S-Bahn sind wir rechtzeitig 2 Stunden vor Abflug angekommen. Ich vermute, unser richtiger Zug wäre auch rechtzeitig gekommen, aber so waren wir wenigstens in Aktion.

Die Flüge verliefen problemlos, außer dass wir nachts in São Paulo ein paar Stunden warten mussten, bis der Anschlussflug bereit war. Beim Anflug auf Santiago de Chile überquerten wir die Anden und bekamen so einen ersten Eindruck davon, wo wir in den nächsten Wochen unterwegs sein würden. Anden Kreuz und Quer sozusagen von oben, das sind schon sehr mächtige Berge dort. Mit dem Bus sind wir dann nach Valparaiso gefahren und von dort mit dem Taxi zu unserer Unterkunft, einem Hostel bei der Kirche Eglisia la Matriz.

Robert und ich haben nicht viel von Valparaiso gesehen, aber andere aus der Gruppe waren schon ein paar Tage früher angekommen. Besonders aufgefallen sind mir jedoch die vielen Graffiti und Wandmalereien, die echt cool sind.

Abends waren wir zusammen essen, beim "Peruaner". Es war sehr lecker, Fleisch-/Fischgerichte, Suppen und sehr süße Kuchennachtische.

Aber es gab auch eine erste Hiobsbotschaft: Ein Teilnehmer hatte den Schlüssel seiner Ténéré 700 verloren und leider keinen Ersatzschlüssel dabei. Er versuchte, einen Ersatzschlüssel nach Chile einfliegen zu lassen, aber um es vorweg zu nehmen: das hat leider nicht geklappt.

Tag 02 - San Antonio nach Valparaiso

Am nächsten Tag sollten wir ENDLICH die Motorräder bekommen. Für die Zollformalitäten muss man in Chile einen Tag einplanen. So fuhren wir kurz nach 08:00 mit 2 Taxis und dem Begleitfahrzeug nach San Antonio, einem großen Containerhafen südlich von Valparaiso. Den Zollbereich darf man nur mit Sicherheitsausrüstung (Helm, Weste) betreten. "Unser" Container war schon entladen, das Gepäck, die Reifen jeweils auf eine Palette, die Motorräder wurden herausgeschoben. Doch dann begann der ganze Papierkram: Fahrgestellnummern mit den Motorrädern abgleichen, alle Dokumente wie Reisepass, Fahrzeugschein kontrollieren, um am Ende (nach gefühlten 5 Stunden) endlich die Einfuhrbescheinigung zu erhalten. Jürgen war trotzdem zufrieden, die Zeit für die Zollformalitäten sind nicht kalkulierbar, trotz des lokalen Zollagenten, der uns unterstützt hat.

Danach konnten wir uns und die Motorräder fertig machen: Batterie wieder anschließen, etwas Benzin nachfüllen für die Fahrt zur nächsten Tankstelle, Klamotten sortieren und anziehen. Zwei Motorräder mussten in den Bus verladen werden, dann noch die Reservereifen aufs Dach und das ganze Gepäck rein in den Bus.

Endlich ging es zurück Richtung Valparaiso. Nach dem Tanken bildeten sich spontan Gruppen, um den Weg zurück nach Valparaiso zu fahren. Ich bin mit Robert und drei anderen immer an der Pazifikküste entlang gefahren. Tolle Asphaltstraßen, viele Kurven, abwechslungsreiche Landschaft. Ein toller erster kurzer Tag (ca. 120 km), der für die nächsten Wochen viel verspricht.

Die Mopeds parkten wir auf einem rund um die Uhr bewachten Parkplatz in einem privaten Innenhof in der Nähe. Auf dem Weg zum Abendessen (wieder ein "Peruaner") konnten wir die Graffitis bei Nacht bewundern. Auffällig: überall streunende Hunde, viel Dreck auf den Straßen. Das Hostel liegt nicht gerade im Vorzeigeviertel von Valparaiso.

Tagestour: ca. 120 km, davon 0 km offroad

Tagesetappe Tag 01

Das Team

Bevor ich fortfahre, möchte ich das Team kurz vorstellen.

Wir sind eine illustre Gruppe von 13 Motorradfahrern. Ich würde sagen, (fast) alle sind etwas verrückte Typen, die meist mehrere Mopeds zu Hause haben. Die meisten haben schon ähnliche Touren gemacht, in Südamerika oder anderswo auf der Welt. Es gibt einige Wiederholungstäter, die schon mehrmals mit Explo Tours Jürgen Zink in Südamerika waren.

Das Wichtigste: Welches Moped fahren sie?

NameMotorrad
Christin BW R1150 GS ADV
FritzBMW R100 GS Paris-Dakar
HansYamaha XT 660
HeinzYamaha Ténéré 700
Jochen (me)   BMW R1200 GS ADV
LutzKTM 890 Adventure
ManfredBMW G 650 Xchallenge
MarkusKTM 390 Adventure
OliverKawasaki KLE 500
PeterKTM 640 LC4
RaimundHonda CRF 300 Rally
RobertBMW F800 GS
ToniYamaha Ténéré 700

Auffallend ist, dass nur wenige Dickschiffe (wie meine GS ADV) dabei sind. Die Einzylinder (wie Honda CRF 300, KTM 390, KTM 640) sind eben deutlich leichter und werden sich in den Offroad-Passagen leichter tun. Ich bin gespannt, wie sich meine, die schwerste Maschine von allen, mit mir als Fahrer schlagen wird. Die Bayern würden sagen: "Schaun wer mal".

Im Begleitfahrzeug fahren mit:

NameRolle
BenediktCo-Pilot von Jürgen, spricht Spanisch
Jürgen Zink   Veranstalter, Tour-Guide, Koch, Dolmetscher
GabrieleMarkus' Frau fährt die Tour im Begleitfahrzeug mit, spricht gut Spanisch

Der Mercedes Sprinter wurde speziell für diese Art von Tour umgebaut: vor allem bessere Federung, mehr Bodenfreiheit. Es ist wirklich erstaunlich, welche Strecken dieser Bus auf dieser Tour zurücklegen kann! Er hat auch Platz für bis zu 2 Mopeds, die bei Bedarf (Schäden an Moped oder Fahrer) geladen werden können.

Mit meinen 57 Jahren gehöre ich zu den Jüngsten in der Gruppe. Kein Wunder: Welcher junge Motorradfahrer kann sich schon einen nicht ganz billigen Urlaub leisten. Und vor allem 5 Wochen Urlaub am Stück, das muss man schon langfristig planen.

Tag 03: Von Valparaiso in den Norden nach Pichidangui

Heute geht es richtig los: Nach dem gemeinsamen Frühstück holen wir unsere Motorräder vom bewachten Parkplatz und beladen sie für den ersten Fahrtag. Tagsüber fahren wir mit "leichtem Gepäck": alles, was man auf einem Motorrad unbedingt dabei haben sollte. Warme und Wechselkleidung, vor allem aber Werkzeug und Ersatzteile. Ich fahre mit schlauchlosen Reifen, deshalb habe ich Flickzeug dabei, aber auch Ersatzschläuche für den Fall, dass ein schlauchloser Reifen nicht mehr zu flicken ist. Ersatzkanister sind teilweise noch montiert, meine "dicke" GS mit dem 30 l Tank braucht das sicher nicht.

Unsere kleine Gruppe: Robert, Lutz und ich. Die anderen haben sich auch in 2 Gruppen aufgeteilt. Heinz (ohne Schlüssel für seine Ténéré 700) fährt mit dem Bus oder zeitweise zu zweit auf der BMW GS von Christin.

Die Tagestour führt hauptsächlich zwischen Meer und Bergen, teilweise direkt am Meer entlang. Wunderschöne Asphaltstraßen, schöne Küstenorte. In Papudo machen wir Pause, direkt am Hafen. Der Fang wird direkt unter der Terrasse des Restaurants verkauft, wir bekommen leckeren Fisch auf den Tisch, frischer geht es nicht.

Wir haben die Ruta 5 nur gekreuzt und sind bei La Lagua in die Berge abgebogen. Hinter dem Bergmassiv sind wir in ein Paralleltal gefahren, durch den Tunnel von Las Palmas das Tal entlang, am Ende an Stauseen vorbei. Spektakuläre Fahrt. Die letzten 80 km bis zur Hauptstraße fahren wir Offroad, super zum "Aufwärmen".

Wir sind früh auf dem Campingplatz Bachia Marina angekommen. Ein schöner Campingplatz unter Bäumen, WiFi gab es nur am Eingangsgebäude.

Da der Bus noch lange nicht in Sicht war, haben wir uns die Zeit im Ort mit Kaffee trinken, Meerblick, Tanken (COPEC, staatliche Firma), Abendessen vertrieben. Beim Bezahlen mit Kreditkarte gab es die ersten Verständigungsschwierigkeiten: das Kreditkarten-Terminal verlangte "Quotas: 1, 2, 3". Erst nach längerer Diskussion und mit Hilfe von Google Translate haben wir verstanden: man kann in Chile auch mit Kreditkarte in Raten zahlen: in 1, 2 oder 3 Raten. Gut, dass wir das verstanden haben, beim Tanken und Bezahlen mit Kreditkarte werden wir noch öfter gefragt. Nebenbei kommt in der Dämmerung auch noch ein Pferd vorbei, hier ist wirklich keine Hektik.

Der Bus kommt viel später als geplant, gegen 21:30 Uhr bei völliger Dunkelheit. Die Fahrt nach Santiago de Chile, dort Mopeds umladen, hat wegen Stau viel länger gedauert. Außerdem hatten sie den (ersten) Platten am Bus und mussten den Reifen wechseln. Essen gab es nichts mehr, nur Gepäck ausladen, Zelt aufbauen und ab in den Schlafsack.

Tagestour: ca. 240 km, davon 80 km offroad

Tagesetappe Tag 03

Tag 04: Von Pichidangui nach Guanaqueros

Das Frühstück wird morgens gemeinsam zubereitet, für den Spüldienst werden zwei eingeteilt, aber es gibt immer zusätzliche freiwillige Helfer. Wie man auf dem Bild sieht, braucht man bei 16 Personen schon eine lange Tafel. Es gibt Kaffee, Tee, frische Brötchen (wenn ein Bäcker in der Nähe ist) aber auch frisches Obst und Müsli, Jürgen kümmert sich sehr um das Wohl der Gruppe.

Morgentafel

Für diesen Tag ist eine lange Etappe geplant, je nach Route ca. 350 km. Man könnte einfach die Ruta 5 nach Norden nehmen, dann wäre die Strecke wesentlich kürzer. Aber wir wollen in die Berge und fahren direkt vom Meer durch die Berge und dann durch einige Täler. Es sind schöne Passstraßen, teilweise mit Offroad-Abschnitten. Über ein kurzes Stück der Ruta 5 fahren wir dann auf der D-71 wieder in die Berge nach Canela Baja und machen Mittagspause in einem einfachen Lokal, in das auch die Einheimischen gehen. Die Preise sind für unsere Verhältnisse sehr günstig und das Essen wirklich lecker.

Eigentlich wollen wir dort eine Offroad-Piste Richtung Norden nehmen. Das ist eine lange Etappe, auf der es definitiv keine Tankstellen gibt. Also tanken wir noch einmal im Ort, und Mist: Robert hat einen Platten: eine Spaxschraube im Hinterrad. Wir fragen uns durch, der Reifenhändler nebenan repariert nicht. Eine erste Werkstatt finden wir nicht, eine zweite schon, aber die hat geschlossen. Weil wir und vor allem Robert nach 1,5 Stunden langsam genervt sind, pumpt er einen Reifenpilot hinein, der erstaunlich gut hält. Die nächsten 2 Tage muss er immer wieder nachpumpen, aber der Reifen hält die ganze Tour.

Durch die Verzögerung beschließen wir, doch die "Hauptstraßen" zu nehmen und auf die Offroad-Etappe zu verzichten. Aber auch die Asphaltstraßen sind wunderbar zu fahren. An der Kreuzung mit der D-45 fahren wir geradeaus nach Trapiche und müssen 2 mal Flüsse überqueren. War die Landschaft bisher sehr trocken und karg, ist im Flusstal plötzlich alles grün.

Der einfachste Weg wäre nun die Weiterfahrt auf der Ruta 5 bis zum Ziel des Campingplatzes in Guanaquero. Es gibt aber (zumindest laut Karte) eine Offroad-Strecke über Tongoy am Meer. Die probieren wir einfach mal aus. Zuerst geht es auf einer schönen Piste durch kleine Dörfer, dann wird die Strecke immer mehr zu einer Wellblechpiste, sandig und deutlich schwieriger zu fahren. Wir sehen Reifenspuren von Motorrädern und hoffen, dass wir durchkommen. Aber nach ca. 20 km ist eine Schranke und eine große Sanddüne "im Weg". Wir überqueren sie zu Fuß: mit einer kleinen Maschine vielleicht machbar, mit unseren schweren Zweizylindern Schwerstarbeit. Und wir haben keine Ahnung, wie es danach weitergeht, ob wir den Weg zurück schaffen würden. Angesichts der Zeit drehen wir wieder um und kommen als letztes Team um ca. 20:00 nach 10 Stunden auf dem Campingplatz an. An der Einfahrt steht eine ganze Meute Hunde, die jedes Moped "jagen" und fast unter die Reifen kommen. Besonders auf Lutz haben sie es am Abend und am nächsten Morgen abgesehen.

Der Campingplatz liegt sehr schön am Meer und ist komplett sandig. Am nächsten Tag müssen wir uns gegenseitig aus dem tiefen Sand helfen/schieben.

Heute Abend grillt Jürgen für die ganze Gruppe. Er ist ein echter Tourkoch und macht das jeden Abend mit Leidenschaft.

Tagestour: ca. 390 km, davon 140 km offroad

Tagesetappe Tag 04

Tag 05: Von Guanaqueros nach Vicuna

Bisher sind wir immer an der Küste entlang nach Norden gefahren. Langsam wird es Zeit, dass wir Argentinien ins Visier nehmen. Heute geht es nach Vicuña, von wo aus wir am nächsten Tag über einen Pass nach Argentinien fahren. Anden Kreuz und quer eben.

Zuerst müssen wir wieder tanken, die nächste Tankstelle ist 20 km entfernt in Tongoy. Wir fahren nach Westen Richtung El Peñón und wollen nach Andacollo.Robert hat im Vorfeld eine direkte Bergüberquerung abseits der Teerstraße ausgetüftelt. Also fahren wir auf einer kleinen Straße in Richtung Romero und die Berge hoch. Toll zu fahren, eine anstrengende, kurvige Offroad-Strecke. Oben, am Parkplatz eines Umspannwerks, endet die Straße irgendwie, nur ein schmaler Trampelpfad führt weiter. Wir fragen einen Arbeiter, ob wir über den Trail fahren dürfen. Ich glaube, er hat nicht verstanden, dass wir das freiwillig machen wollen und schickt uns wieder weg mit dem Kommentar: Da fährt man nicht hoch. Wir sind am Anfang der Reise und wollen nicht zu viel riskieren, also drehen wir wieder um und fahren doch auf der Asphaltstraße nach Andacollo. Von dort aus blicken wir auf die Rückseite des Berges, eine Straße ist dort tatsächlich nicht zu sehen.

Heute ist ein Traumtag, ich glaube, es gibt keine einzige Wolke am Himmel. In dieser Gegend gibt es in Chile auch einige Observatorien wegen diesem Wetter. Kurz hinter dem Dorf biegen wir genau zu einem solchen ab Observatorio Collowara. Es hat einen Kakteengarten und einen traumhaften Ausblick auf die vor uns liegenden Schotterstraßen. Es gibt nicht viel Verkehr, nur die Lastwagen mit dem Minenschutt stauben immer wieder die Straßen ein. Beim Einparken bin ich heute das erste Mal umgekippt, aber es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Unterwegs gibt es nach der Offroad-Etappe ein tolles Restaurant, wo alle Gruppen einkehren und wir uns "zufällig" treffen.

Die nächsten Stunden sind ein Traum zu fahren. Völlig verlassene Landschaften, Berge rauf und runter, enge Kurven - ein absoluter Traum. Da alles so menschenleer ist, zweifeln wir manchmal, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, aber es passt alles.

Am frühen Abend treffen wir auf dem Campingplatz Rancho Elquino in Vicuna ein. Hier treffen sich viele Reisende, da man von hier aus die Anden von/nach Argentinien überqueren kann. Der Campingplatz hat tatsächlich eine grüne Wiese zum Aufbau des Zelts. Das wird die letzte grüne Unterkunft für lange Zeit sein, wenn wir über die Hochanden in Argentinien und Bolivien reisen.

Tagestour: ca. 200 km, davon 80 km offroad

Tagesetappe Tag 05

Tag 06: Hoch hinaus - Paso de Agua Negra

Heute werden wir zum ersten Mal richtig hoch in die Berge fahren: Wir überqueren die Anden von Chile nach Argentinien über den höchsten Grenzübergang, den Paso de Agua Negra (der schwarze Fluss), der auf 4780 m Höhe liegt. Der Campingplatz befindet sich auf einer Höhe von ca. 600 m, d.h. wir werden einen Höhenunterschied von fast 4.200 m überwinden. So hoch war ich noch nie unterwegs, maximal auf über 3000 m in unseren Alpen. Ich bin schon sehr gespannt, wie ich und wie wir alle das alles verkraften werden. Auf jeden Fall müssen wir VIEL trinken, den Wassersack gut füllen und für alle Fälle Kopfschmerztabletten mitnehmen.

Wir sind schon früh auf den Beinen und ich packe zuerst mein Gepäck zusammen, da ich noch "Küchendienst" habe. Da es neblig und echt feucht ist, werde ich das Zelt später nass einpacken müssen.

Die Gruppe wird sich hier trennen: Christin und Heinz werden von hier aus separat weiterreisen. Es gibt keine realistische Chance, den Ersatzschlüssel zu bekommen und der Gruppe nachzureisen. Sie werden sich einen Camper suchen und auf eigene Faust Chile erkunden.

Der Tag beginnt traumhaft: blauer Himmel ohne eine Wolke zu sehen. Wir fahren in kleinen Gruppen perfekte Teerstraßen, die erst vor kurzem ausgebaut wurden. An einem exponierten Aussichtspunkt treffen wir uns nach 2-3 Stunden und machen einige Fotos. Regelmäßiges Trinken, Sonnencreme und Sonnenschutz sind essentiell, sonst brennt einem die Sonne den Verstand weg.

Das erste Ziel ist die chilenische Grenzstation. Wir haben vereinbart, uns dort zu treffen, um die Grenzformalitäten zusammen mit dem Begleitbus zu erledigen, falls es Probleme geben sollte. Während wir vor der Grenze im Schatten warten, passieren zwei größere argentinische Motorradgruppen die Grenze. Die Grenzformalitäten sind dann problemlos (60 Min.), wir reisen mit etwas Formularkram aus, und wichtig: wir führen das Moped aus Chile aus.

Bis zur Passhöhe sind es noch 85 km. Wir fahren noch ein paar Kilometer auf erstklassigen Asphaltstraßen (die zu Corona Zeiten gebaut wurden), bevor die Straße an einem Stausee in eine Schotterpiste übergeht. Die Landschaft ist völlig überwältigend, die Anden leuchten in unvorstellbaren Farben. Die ersten schneebedeckten Berge können in der Ferne gesehen werden.

Die Schotterstraße ist gut zu befahren, man muss trotzdem immer aufpassen: Einmal kam ich etwas nach rechts ab und landete in einer Sand-Spurrinne, wo ich das Moped am Rand kurz "abstellte". Es ist nichts passiert, aber das zeigt, dass die Konzentration nicht nachlassen darf! In weiten Kurven schrauben wir uns auf der Schotterstraße immer weiter in die Höhe. Ab 4000 m merke ich die dünne Luft, bekomme Kopfschmerzen und jeder Halt wird anstrengend.

 

 

Gegen 14:45 Uhr erreichen wir endlich die Passhöhe und den höchsten Punkt von 4793 m (nach Navi). Hier ist "die Hölle los", alle Gruppen haben sich hier getroffen und machen die obligatorischen Zielfotos. Wir natürlich auch !!!

Ein bisschen erschöpft sind wir aber auch: Zu den Kopfschmerzen gesellt sich ein leichter Schwindel, und auf den letzten Kilometern musste sich jeder von uns extrem konzentrieren, um sicher fahren zu können. Ich bin gespannt, ob und wie wir uns im Lauf der Tour an die Höhe gewöhnen werden. Ein Höhenunterschied von mehr als 4.000 Metern innerhalb von 12 Stunden ist wohl nicht so sinnvoll.

Nach einer Viertelstunde oben auf dem Pass machen wir uns gleich auf den Weg, um die Höhe zu verlassen. Die Landschaft ist wieder atemberaubend. Wir sehen Penitentes, sogenanntes Büßereis (Schneepyramiden), die inmitten dieser unwirklichen Landschaft bizarr aussehen. Ich muss die Batterie meiner Kamera wechseln und bin durch den Sauerstoffmangel fast nicht in der Lage, das hinzubekommen. Also weiter abwärts! Ab ca. 4000 m Höhe ist der Schwindel wieder fast verschwunden, und es geht mir mit jeder Kurve nach unten wieder besser. Die Streckenführung ist der Hammer. Auf den Bildern kann man die Dimension der Natur nur erahnen.

Auf der argentinischen Seite sind (zum Glück für uns Offroad-Fans) die Straßen noch nicht so perfekt ausgebaut wie auf der chilenischen Seite. Zuerst passieren wir eine erste Grenzkontrolle, bevor wir an der offiziellen Grenzstation einreisen und das Moped wieder einführen. Die Papiere für das Fahrzeug sind sehr wichtig, da man ohne die Einfuhr des Fahrzeuges an keiner anderen Grenze mehr über die Grenze darf. Mit Hilfe der freundlichen und zuvorkommenden Zollbeamten durchlaufen wir "rade-brechend-spanisch-sprechende Google-Translate-Touristen" die einzelnen Stationen mit Formularen ausfüllen und abstempeln.

Nach weiteren 60 km über Flores erreichen wir das Camping Arroyito um 19:00 Uhr in Rodeo. Rodeo liegt in der Nähe eines Sees, der für seine konstanten Winde, die für Wind- und Kitesurfer bekannt sind, bekannt ist. Im Camping/Hostal wohnen auch solche Surfer-Freaks, die Arbeit und Freizeit als Arbeitsnomaden zusammenbringen können. Nachts im Zelt merken wir auch, dass der Wind ordentlich bläst. Dieser Wind, kombiniert mit Regen, macht es etwas ungemütlich.

Ein lokaler Guide von Jürgen, Alexandro, kommt zu Besuch und hilft uns beim Bargeldtausch. Die Inflation in Argentinien ist atemberaubend hoch (in 03/2023: 100%), sodass nur Bargeld in Dollar oder Euro empfohlen wird. Es gibt einen offiziellen und einen inoffiziellen Kurs, bei dem man das Doppelte bekommt. Bei Zahlung mit Kreditkarten haben sie kurz zuvor eingeführt, dass der inoffizielle Kurs gelten soll. Für uns ist Argentinien damit sehr "günstig", man will sich aber nicht vorstellen, wie als Einheimischer das Geld jeden Tag weniger wert ist.

Tagestour: ca. 270 km, davon 100 km offroad

In den Bergen hatte mein GPS-Tracker immer wieder Gegenden ohne Satellitenverbindung, weshalb der Track etwas grob erfasst wurde. Mobilfunk gab es in dieser unwirklichen Gegend sowieso nicht.

Tagesetappe Tag 06

Teil 2: Argentinien

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